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China: Der Kampf um kritische Rohstoffe 1p204b

China: Der Kampf um kritische Rohstoffe | Bild: SWR

Bei den Zöllen haben sich die USA und China auf einen "Waffenstillstand" geeinigt – vorerst, für 90 Tage. Der Zoll-Krieg kam beide Volkswirtschaften teuer zu stehen. Nun rückt ein anderes Konfliktfeld in den Vordergrund: China ist ein Hauptexporteur für kritische Rohstoffe, die etwa für Informationstechnologie oder Raumfahrt wichtig sind. Seit dem Handelskrieg gelten verschärfte Ausfuhrbeschränkungen. Die USA versuchen hingegen, China mit verschärften Regelungen vom Markt für Hochleistungschips abzuschneiden. Der Handelskrieg läuft weiter. 2m232q

Strenge Exportauflagen für Rohstoffe 6x3k43

Unterwegs zu einem Ort, für den man in China kaum eine Drehgenehmigung bekommt. Eine Mine, in der kritische Rohstoffe abgebaut werden. Die sind ein Faustpfand Chinas im Handelsstreit mit den USA. Der Ort ist abgelegen, in den Bergen der Provinz Zhejiang. Der kleine Minenbetrieb im Ort Huayang fördert Molybdän, ein kritisches Metall. Stahlproduzenten weltweit sind darauf angewiesen und China einer der Hauptexporteure. Minen-Manager Wu Junling präsentiert stolz, wie die Stollen überwacht werden, Sicherheit werde großgeschrieben, sagt er. Es sind diese grauen Steine, die China auch als Hebel im Handelskonflikt einsetzt. Das Erz muss noch zerkleinert werden, um an das Molybdän zu kommen. "Es wird dann weiterverarbeitet zu einer Legierung und wenn diese bei der Stahlproduktion zugesetzt wird, dann ist der Stahl sehr viel härter und sehr viel beständiger bei extrem hohen Temperaturen, das ist sehr wichtig für Spezialstahl." Dieser Spezialstahl ist ein Grundbestandteil in der Raumfahrt, für Satelliten, Pipelines aber auch für Raketen und Panzerplatten, auch für die Produktion in Deutschland. Zusammen mit den Betreibern schauen wir uns den Stollen an.

Stollen im Bergwerk
China fördert kritische Rohstoffe vergleichsweise günstig  | Bild: SWR

Es ist feucht und muffig. Hier wird das Erz in relativ kleinem Maßstab abgebaut, in einem der wenigen privaten Bergwerke. Die Produktion ist gedrosselt, eine Fusion mit anderen Minen steht an. Noch ist unklar wie künftig Profite verteilt werden. Und wer hier investiert. Denn die Ausrüstung ist in die Jahre gekommen. Elektrische Leitungen ohne Isolierung durchziehen die niedrigen Stollen. China fördert solche Rohstoffe zu relativ niedrigen Preisen. Arbeiterlöhne sind gering, Auflagen für Sicherheit und Umweltschutz längst nicht so streng wie in Europa. Die Mine hier, wird seit etwa einem Jahrhundert genutzt. Das Erz, zeigt Bergbau-Manager Wu, wird normalerweise abgesprengt. Und der Handel damit wird vom Staat kontrolliert. "Im Moment gibt es strenge Exportauflagen für Molybdän. Wegen des Handelskonflikts mit den USA. Wir als Minenbetreiber haben nicht die Berechtigung, es zu exportieren. Ausländische Kunden müssen es bei offiziellen chinesischen Handelsfirmen kaufen, selbst wenn sie direkt zur Mine kommen würden, könnten sie hier nichts bekommen."

Der Zoll-Streit ist vorerst entschärft 446r6n

Noch strengere Auflagen, die bis zum kompletten Exportverbot führen, gelten für andere kritische Rohstoffe wie seltene Erden, bei denen China den Markt dominiert und auf die Hightech-Unternehmen weltweit angewiesen sind: Ein kraftvoller Hebel Chinas im Handelskonflikt. Der schwelt weiter, auch wenn beide Seiten ihn jüngst entschärft haben. Hier auf dem weltgrößten Handelsmarkt in Yiwu in Südchina sind viele erstmal erleichtert. China hatte den USA die Stirn geboten, beide Seiten die Zölle immer höhergeschraubt, bis das Geschäft mit dem für China wichtigsten Handelspartner USA fast zum Erliegen kam. Nun gelten stark verringerte Zoll-Sätze, für erstmal 90 Tage.

Großhändler Lou Xiaobo präsentiert Waren
Der Umsatz von Lou Xiaobo ist eingebrochen  | Bild: SWR

Davon profitiert auch Großhändler Lou Xiaobo mit seinen Halloween-Artikeln. Wirklich freuen kann er sich aber nicht. "Diese Saison ist für uns sehr chaotisch verlaufen. Unsere Produktion für Halloween geht von März bis September. Das ist für uns die Zeit, in der wir Geld verdienen. Und wenn Du nur dieses halbe Jahr hast und dann fehlen zwei Monate wegen des Zollstreits, dann kannst Du das nicht mehr wett machen und wir können nicht mehr so viel an die Kunden verkaufen." Lous Umsatz ist um mehr als die Hälfte eingebrochen. Manche Firmen haben Arbeiter nach Hause geschickt. Jetzt läuft das Geschäft erstmal wieder an. Das merken Sie im Logistikzentrum von Yiwu. Viele Großkunden in den USA wollen schnell wieder bestellen, bevor die Zölle möglicherweise wieder erhöht werden. Denn gelöst ist der Streit noch nicht.

Friedensvermittlungen im Austausch für Entgegenkommen im Handelsstreit ? 1t2n2f

Wie es weitergehen könnte, darüber wird auf einer internationalen Konferenz in Peking diskutiert. Was hat China noch im Köcher, um bei Verhandlungen zu punkten? Den Einfluss auf seinen engen Partner Russland? Das zumindest bringt der chinesische Analyst Wang Huiyao ins Gespräch, der enge Verbindungen zum kommunistischen Parteiapparat hat. "US-Präsident Trump will eine Verhandlungslösung mit Russland über den Ukraine-Krieg und China könnte da doch ein guter Partner sein, um zu vermitteln und wenn wir bei einem Deal für einen Frieden zusammenarbeiten, dann finden wir doch sicher Kompromisse für eine Lösung im Handelsstreit. Es gibt doch wichtigeres im Moment auf der Welt als einen Handelskonflikt."

Bergwerk über Tage
Mit Rohstoffen kann China Druck ausüben  | Bild: SWR

Zurück zur Mine in der Provinz Zhejiang. Hier haben sie große Pläne, die Produktion auszubauen. Dafür sollen neue Gebäude und Verarbeitungsanlagen entstehen. Die Schautafel ist schon vorbereitet. "Wenn wir alles neu aufgebaut haben, wird die ganze Anlage hier viel viel besser sein." Auch anderswo in der Welt wird nun stärker in die Erschließung kritischer Rohstoffe investiert, um weniger von China Abhängig zu sein. Doch das dauert. Erstmal dürfte China seine Stellung als führender Lieferant kritischer Rohstoffe behalten.

Autoren: Jörg Endress und Marie von Mallinckrodt, ARD-Studio Peking

Stand: 25.05.2025 22:07 Uhr

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